Und endlich komme ich dazu euch das tolle Interview mit der lieben Nella Rausch von Zellenkarusell vorzustellen. Wie ihr ja wisst, ist es mein Herzensprojekt âKrebsi fragt Krebsiâ und dafĂŒr suche ich immer wieder andere Betroffene, die sich meinen Fragen stellen. Ja und in diesem Zuge, hat sich vor geraumer Zeit auch die liebe Nella meinen Fragen gestellt, aber schaut/lest selbst, was sie mir geantwortet hat.
ê§ê§
Interview mit Nella
Wer bist du?
Ich heiĂe Nella Rausch (Nella ist mein Spitzname), bin Jahrgang 1966 und in Dortmund geboren. Nach meinem Jurastudium (Nebenfach: Sinologie) in Passau bin ich ĂŒber einige Umwege â auch beruflich â schlieĂlich 1996 in Berlin gelandet. Dort habe ich meinen Ehemann kennengelernt, mit dem ich drei Kinder habe: einen „geschenkten“ Sohn (32 Jahre alt), eine Tochter (19 Jahre alt) und einen Sohn (15 Jahre alt).
Mein berufliches Leben war bisher sehr abwechslungsreich. Ich habe unter anderem als Journalistin, Werbetexterin, PR-Consultant, Prokuristin und Projektleiterin im Messewesen gearbeitet. Der ârote Fadenâ bei allen Stationen war immer das Wort. Ich liebe es zu schreiben, Geschichten zu erzĂ€hlen, Menschen mitzunehmen und unterhaltsam zu informieren.
Medizinische Themen sind mir seit frĂŒhester Kindheit vertraut, da ich aus einer groĂen Arztfamilie komme. Patienten, Diagnosen und Therapien waren fester Bestandteil der Mittagstischunterhaltung und bestimmten die GesprĂ€che auf wirklich jeder Familienfeier – stöhn. Manchmal wurde es mir echt zu viel. Unter dem sogenannten WeiĂkittelsyndrom leide ich daher nicht, leichter wurde es damit aber auch nicht unbedingt.
*Wow, du hast echt schon viel erlebt und gemacht, Respekt.
Wie heiĂt dein Blog/Homepage/Social Media-Seite?
Mein Blog heiĂt Zellenkarussell: „Sie haben Krebs.“ – Zellenkarussell
Der dazu gehörige Podcast nennt sich âNellas Neuaufnahme â Warum sich Patienten und Ărzte besser verstehen sollten.â Hier der Link: Podcast: Nellas Neuaufnahme – Zellenkarussell
Ich bin auf Facebook gleich zwei Mal vertreten:
1. Mit meiner sogenannten Fanpage; (1) Nellas Zellenkarussell | Facebook
2. Mit meinem Profil: (1) Nellas Zellenkarussell | Facebook
AuĂerdem findest du mich auf Instagram: Nella | Mindset-Expertin (@zellenkarussell) âą Instagram-Fotos und -Videos
Welchen Krebs hast du und wann bekamst du deine Diagnose?
Die Diagnose Non-Hodgkin-Lymphom (also die Krebserkrankung des blutbildenden Systems) erhielt ich am 06.12.2015.
Was waren deine ersten Gedanken nach der Diagnosestellung?
Ich weiĂ noch genau, dass ich den Oberarzt, der mir offenbarte, dass wir es bei mir entweder mit einer LeukĂ€mie oder einem Non-Hodgkin-Lymphom zu tun hĂ€tten, gefragt habe, ob es sich da nicht um einen Irrtum handele. Er meine doch nicht wirklich mich, sondern die andere Patientin auf dem Flur. âDas ist doch sicher eine Verwechselungâ, hörte ich mich damals sagen. Diese Nachricht war so irreal und so groĂ!
Gleichzeitig habe ich aber auch sofort gedacht: âDa komme ich wieder raus, ganz klar.â Denn der 6. Dezember ist nicht nur Nikolaustag, sondern auch der Geburtstag meines GroĂvaters Nikolaus, der immer ein groĂes GlĂŒckskind war. Daher war ich eben auch absolut davon ĂŒberzeugt, dass alles gut werden wĂŒrde. Etwas naiv vielleicht, aber ich sollte Recht behalten. Der Weg dorthin war allerdings sehr viel schwerer als gedacht und von allen Ărztinnen und Ărzten eingeschĂ€tzt.
Warum hast du dich entschlossen, einen Blog zu starten bzw. offen darĂŒber zu reden? Und was möchtest du damit erreichen?
Schon wĂ€hrend der Therapie und in der Reha war ich Anlaufstelle fĂŒr Fragen und Tipps. Viele hatten durch die Art, wie ich in der Visite Fragen stellte, den Eindruck, dass ich mich ganz gut schlage und mehr (verstĂ€ndliche) Antworten bekomme als sie selbst. Oft wurde ich gefragt, ob ich nicht die Visite der Bettnachbarin begleiten oder mit ihr die Formulare fĂŒr die Reha durchgehen kann. Die Sozialarbeiterin auf der Station hatte so viele PatientInnen zu betreuen, dass sie oft gar keine Zeit hatte.
Das musste ich dann aber irgendwann runterfahren, weil es mich zu viel Kraft gekostet hat, die ich ja auch fĂŒr mich brauchte. Eine aufmerksame Psychoonkologin wies mich einfĂŒhlsam zurecht und meinte: âSie sind auch krank, vergessen Sie das nicht. Sie mĂŒssen sich auch um sich selbst kĂŒmmern.â Wahre Worte. Trotzdem habe ich nie vergessen, wie hilflos und verloren viele PatientInnen im Klinikalltag und im gesamten Gesundheitssystem waren.
Ausschlaggebend war dann allerdings eine Begegnung in einer Boutique, die mir brutal vor Augen fĂŒhrte, welchen Vorurteilen, Stigmatisierungen wir KrebspatientInnen ausgesetzt sind. Die ganze Geschichte kannst du in meinem Blog nachlesen. Trotzdem hier ganz kurz: Nach dem sie mein Pflaster am SchlĂŒsselbein als Port-Pflaster erkannt hatte und gleich kombinierte, dass ich Krebspatientin bin, sagte sie: âNa, die Hannelore Elstner hat das schon richtig gemacht. Die hat niemanden belĂ€stigt mit ihrem Krebs.â
Ich habe den Laden mit der Bemerkung âNa dann werde ich Sie auch nicht weiter mit meinem Einkauf belĂ€stigenâ schleunigst verlassen. Die âLadyâ hat ziemlich blöd geschaut. Noch auf dem Weg nach Hause habe ich damals beschlossen, dass ich âlautâ werden möchte, sagen will, was geht und was nicht. Alles verpackt in gut recherchierte Informationen, die lockerleicht vermittelt werden. Es gibt in meinem Blog beispielsweise ganz bewusst keine Bilder von InfusionsstĂ€ndern, Spritzen und Krankenhausbetten und -fluren.
Respektvoller Umgang und gute Kommunikation waren mir immer schon sehr wichtig. Das wollte ich mit meinem âZellenkarussellâ aufgreifen und gleich aufklĂ€ren, was es bedeutet eine Krebsdiagnose zu erhalten. Vor allem zu zeigen, wie wichtig es ist, einander zuzuhören.
Das fĂ€ngt bei den Ărztinnen und Ărzten, dem Pflegepersonal an, geht ĂŒber die Angehörigen, die Lieblingsmenschen, die Kollegen und Nachbarn und hört bei uns selbst auf. Denn auch wir mĂŒssen lernen, dass diese Erkrankung alle Menschen um uns rum erfasst â besonders die, die uns sehr nahestehen.
Krebs ist eben fĂŒr alle Neuland.
Was möchtest du Neuerkrankten gerne mit auf ihren Weg geben?
Oh, da gibt es so Vieles.
Ich versuche mich mal auf das aus meiner Sicht wichtigste zu beschrÀnken:
1. Akzeptiere die neue Situation, schaue nicht zurĂŒck. Informiere dich gut (evtl. eine Zweitmeinung einholen) und ĂŒberlege was du selbst tun kannst. Baue dir ein gutes Netzwerk auf. Trenne dich von denen, die, wie Guido Kretschmer von âShopping Queenâ immer so schön sagt, âNichts fĂŒr dich tun.â
2. Gib deine Persönlichkeit nicht an der Anmeldung ab. Die Ărzte sind nicht fĂŒr alles zustĂ€ndig. Nur bei dir laufen alle FĂ€den zusammen, nur du kennst deine gesamte Krankenakte.
3. Du bist mehr als deine Krankenakte! Vergiss das bitte nie. Du bist immer noch ein Mensch mit TrĂ€umen, WĂŒnschen, Ideen und Talenten.
4. Igel dich nicht ein, teile dich mit. Niemand kann in deinen Kopf schauen â auch die Ărzte nicht. Wenn du sagst, was du brauchst, wie es dir geht, wo du Schmerzen hast und was du nicht möchtest, können alle um dich herum besser mit dir umgehen.
5. Nimm dir Auszeiten vom Krebs. Ich weiĂ, das hört sich komisch an, ist aber wirklich ein zentraler Punkt. Ich habe schnell festgestellt, dass es wichtig ist, âkrebsfreieâ RĂ€ume und Zeiten zu schaffen. Tue du das bitte auch. Diese Krankheit ist so mĂ€chtig, sie darf nicht alles bestimmen.
Und schlieĂlich: Gib dich niemals auf. Niemals.
Der Glaube an dich setzt unglaublich viel Energie frei, die auch deinen Therapieverlauf gĂŒnstig beeinflussen kann. Gute Gedanken schenken dir mehr LebensqualitĂ€t.
Mehr Tipps und Gedanken, gerade wenn deine Diagnose noch ziemlich frisch ist, habe ich in meinem Ratgeber âWarum sagt einem das denn niemand? â Was Krebspatienten alles wissen sollten.â zusammengestellt. Hier ist der Link zum Inhalt und den Rezensionen: Du brauchst – Meinen „Erste-Hilfe“-Ratgeber – Zellenkarussell
AuĂerdem gibt es ein Workbook gegen die Angst fĂŒr dich. Der Titel lautet: âAngst lass nach!â Ich habe es mit einer Psychologin entwickelt, die mir bei der Auswahl der Techniken beratend zur Seite stand. Du erhĂ€ltst das kostenlose Exemplar, wenn du dich zu meinem Newsletter âPost von Nellaâ anmeldest. Den Link dazu findest du hier: „Post von Nella“ – darauf kannst du dich verlassen – Zellenkarussell.
Ich wĂŒnsche die alles, alles Gute und pass gut auf dich auf.
Deine Nella
ê§ê§
Vielen lieben Dank liebe Nella, fĂŒr die Beantwortung meiner Fragen, du hast uns einen wirklich tollen Einblick geboten. Ich hoffe, dass ihr das Interview mit Nella auch so aufschlussreiche fandet wie ich. Ja und wenn ihr noch weitere Fragen an Nella habt, dann stellt diese doch gerne unter diesem Beitrag.
Mit diesem Interview endet fĂŒr 2021 die Fragerunde, aber 2022 geht es natĂŒrlich damit weiter. Denn man kann nie genau ĂŒber den miesen Beifahrer berichten. Wie heiĂt es so schön âsprich ĂŒber Krebs, nur so nimmst du die Angst aus ihmâ. Ein wenig Ă€ndern möchte ich dennoch das Erscheinen der BeitrĂ€ge, so wird es im kommenden Jahr pro Monat einen Krebsi geben, der sich meinen Fragen stellt. Denn ich möchte keinen meiner Leser ĂŒberfordern.
Wenn sich nun ein Betroffener angesprochen fĂŒhlt, dann melde dich doch einfach per Mail (im Impressum) unter âKrebsi fragt Krebsiâ bei mir.
Ansonsten wĂŒnsche ich allen âŠ
Gebt acht auf euch und bleibt gesund.
GrĂŒĂle Ela