Leseproben-Zeit beim Sonnenblümchen mit Ardy K. Myrne

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Schon ist wieder Leseproben-Zeit bei mir und ich bekam noch eine Leseprobe von der lieben Ardy K. Myrne.
 Dertraurige Gott“ von Ardy K. Myrne
Klappentext:
Der Exo-Biologe Luvnar wird vom Tiefenraum-Institut zu einer Kundschafter-Mission für einen unterentwickelten Planeten ausgewählt, um diesen für die Kolonialisierung zu prüfen. Was als leichter Auftrag beginnt, gewinnt an bitterem Ernst, als er feststellen muss, dass es auf dem Planeten neben einer einfachen Zivilisation noch ein eingeschlepptes Untier gibt. Auf seiner Suche nach dem Tier rettet er einem Mädchen das Leben – und lernt, dass es noch andere Dinge gibt, als seine kalten Befehle.
LESEPROBE
»Zugriff verweigert. Sie besitzen für diese Funktionen keine ausreichende Einstufung des Sicherheitsprotokolls. Zugriff verweigert … Zugriff verweigert.«
Luvnar öffnete die Augen und starrte in eine milchig trübe Welt. Seine Wange war auf dem Medi-Panel ganz taub geworden. Ebenso erging es seinen Händen, die in der sitzenden Position, die er seit Stunden eingenommen hatte, zwischen seinem Schoß und seinen Rippen eingeklemmt waren. Mühsam richtete er seinen Kopf auf, und der Schleier rutschte über sein Gesicht. Es war die Thermodecke gewesen, mit der er Igin zugedeckt hatte. Sein Rücken schmerzte, als er sich aufrichtete. So wie er sich fühlte, hatte er wieder einen ganzen Tag verschlafen. Der Schreck darüber setzte Adrenalin in seinem steifen Körper frei. Was hatte das Mädchen gemacht, während er weggetreten war?
»Igin?«
Hastig sah er sich um. Um ihn herum waren die Ablageflächen mit Wurzelbündeln und Blütenblättern bedeckt. Selbst in seinem Haar hafteten kleine blaue Blüten, die nun bei jedem Schritt zu Boden sanken. Er sah im Cockpit nach seinem Gast, denn in der Arbeitssektion und im Schlafbereich war sie nicht. Schließlich stolperte er in den Laderaum und fand Igin am Rampenterminal. Sie stand aufrecht, den Fuß noch im UV-Schuh, wie er erleichtert bemerkte. Sie trug eines der Nachtkleider, die er im Fundus der medizinischen Ausrüstung entdeckt und als Ersatz für ihr eigenes hingelegt hatte. Der leicht silbrig glänzende Stoff umschmeichelte ihre kurvige Figur. Sie drückte auf die blau und rot leuchtenden Tasten des Eingabefeldes und kicherte, sobald der Bordcomputer mit: »Zugriff verweigert«, reagierte.
»Sugri vaweite …«, wiederholte sie. »Du hast ein seltsames Haus.«
Luvnar bedankte sich innerlich bei seinem Drillmeister für das einprägende Training in Sachen Bordsicherheit. Hätte er die Panels nicht gesichert, hätte Igin sie beide bestimmt schon umgebracht.
»Ja, es ist wohl ein seltsames Haus für dich«, murmelte er. »Stranga domo.«
»Es hat Flossen und Lichter, die sprechen.«
Er lächelte verlegen. Igins Augen blickten sich neugierig um. Sie zeigte keine Scheu, keine Berührungsängste. Vor allem schien sie seine Absichten erkannt zu haben, denn sie war nicht davongelaufen.
»Geht es dir besser?«, fragte er und zeigte auf ihren Fuß. »Schmerzt der Fuß? Vundis la piedon?«
Igin schüttelte den Kopf. »Gute Medizin.« Sie legte die Hände über ihre Brust und verbeugte sich leicht. »Danke.«
»Kun plesuro.«
»Du sprichst seltsam«, kicherte Igin wieder. »Du bist nicht von hier.«
Lächelnd schüttelte Luvnar den Kopf.
»Ich habe jemanden wie dich noch nie gesehen. Sicher bist du ein Ahne.«
Wieder ein Begriff, den sein Übersetzungsprogramm nicht richtig einzuordnen wusste.
»Prapato?«
Igin lächelte und zeigte nach oben. »Du bist blass wie die Quelle und der Mond. Wie die Sterne. Wie die Ahnen.«
Sein Herz überschlug sich. Wusste sie, dass ihr Volk einst von Kolonisten einer fremden Welt abstammte? Wie konnte sich das Wissen erhalten? Nichts hatte bei seinen Scans darauf hingedeutet, dass etwas vom technischen Fortschritt der einstigen Zivilisation erhalten geblieben war!
Er erinnerte sich, dass ihm seine Mutter, Lellin, abends immer wieder Geschichten von den Ahnen der Panu erzählt hatte, vom Volk der Reisenden, den Ersten Menschen. Anders als hier hatte bei den Panu nicht nur das Wissen um ihre fernen Wurzeln überdauert. Auch der Fortschritt und die Technik waren überliefertes und geschätztes Gut.
»Parenco de la steloi …«, murmelte er. »Ein Verwandter von den Sternen.«
Wieder verbeugte sich Igin leicht.
»Und was haben die Blüten und die Wurzeln zu bedeuten?«, fragte er das Mädchen und besann sich, dass sie ihn nicht verstehen konnte. »Kiai esta la floroi kaj radikoi?«
»Lebensgaben für die Götter«, antwortete sie freundlich. »Das Leben ist heilig, aber nichts lebt hier, nur das Licht hat eine Stimme. Dein Haus braucht Leben.«
Luvnar strich sich durch das Haar und zog eine blaue Blüte heraus.
Igin trat auf ihn zu und nahm sie ihm sanft aus der Hand. Die flüchtige Berührung ihrer warmen Haut elektrisierte ihn. Es schien ihm eine Ewigkeit her, dass ihm jemand so nahe gekommen war. Igins Transport zählte er nicht dazu.
»Du warst … kleiner Tod?«, erklärte sie. »Du brauchst auch Leben.«
»Ich habe geschlafen. Mi dormis.«
Sie schüttelte den Kopf. »Kein Mensch schläft so lange. Ich war in Sorge. Aber du bist … Geist? Ich bringe dir also Göttergabe. Nun bist du wach.«
»Ich bin kein Geist. Mi ne esta fantomo.«
Igin lachte. »Nein. Kein Gespenst … Schutzgeist? Du kommst von den Ahnen, vom Fluss und dem Berg. Beschützt die Ogoli.«
»Ogoli?«
Igin zeigte auf ihre Brust. »Ogoli. Mein Volk. Wir sind die Waldhüter auf Taila Pontus.«
»Taila Pontus?« Luvnar fühlte sich wie ein unbeholfener Schuljunge.
Igin breitete die Arme aus. »Diese Welt.«
Luvnar musste zugeben, dass Taila Pontus eine viel bessere Bezeichnung für diesen Planeten war als GG-170. Er nickte Igin zu.

Autor: ela

Ich denke, träume, knipse, lache, lese, schreibe und dabei vergess ich nie meine Lieben. Vielleicht unterhalten wir uns ja hier, ich würde mich auf jeden Fall sehr freuen und wünsche viel Spaß hier auf meinem Blog.

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